Wie „Es ist schwierig“ unsere Führungskräfte lähmt – Ein Plädoyer für proaktives Handeln in herausfordernden Zeiten

Auf den Punkt gebracht

Heutzutage, in der sich nahezu täglich rapide technologische Fortschritte und stetig wechselnde Marktbedingungen abzeichnen, wird von Führungskräften erwartet, dass sie agil, vorausschauend und lösungsorientiert handeln. Doch allzu oft hören ich die Phrase „Es ist schwierig“, die nicht nur Resignation ausdrückt, sondern auch eine Barriere für Innovation und Fortschritt darstellt. Dieser Artikel beleuchtet, wie die passive Annahme von Schwierigkeiten die Entwicklung von Unternehmen und das Wohl ihrer Mitarbeiter hemmt. Basierend auf meinen Einsichten aus dem Buch „Falsche Chefs. Wahre Leader“ zeige ich auf, wie eine Veränderung der Denkweise nicht nur während globaler Krisen wie der Pandemie, sondern auch im täglichen Betrieb essenziell ist, um zukunftsweisende Lösungen zu fördern.

Die Phrase „Es ist schwierig“ als Symbol der Passivität

Als ich als Projektleiter mit so manchen Herausforderungen zu tun hatte und später an meinem Buch „Falsche Chefs. Wahre Leader“ schrieb, fiel mir auf, wie oft diese Phrase als Ausrede benutzt wird, um nichts zu verändern oder in irgendeiner Art und Weise in Frage zu stellen. „Es ist schwierig“ wird oft gesagt, wenn man sich nicht mit der aktuellen Situation in einer konstruktiven Art und Weise auseinandersetzen möchte. Diese Einstellung akzeptiert fast alle Herausforderungen – meist negative – ohne den Versuch, sie zu verbessern. Dies führt dazu, dass sogar die produktivsten Mitarbeiter bald nur noch das Nötigste tun, statt mit Kreativität und Problemlösungskompetenz dem Unternehmen zur Seite zu stehen.

  • Beispiel aus der Pandemie: Betrachten wir die anfänglichen Reaktionen auf die COVID-19-Pandemie. In vielen Ländern wurden nationale, unkoordinierte Maßnahmen bevorzugt, was zu einer Fragmentierung der globalen Antwort führte. In Österreich etwa waren strenge Lockdowns in Kraft die mit Polizeigewalt in Parks kontrolliert wurde, während man nur wenige Kilometer entfernt, im Nachbarland, ganz normal in einem Café sitzen konnte. Diese Inkonsistenzen verschärften die Unsicherheit und Frustration unter der Bevölkerung.
  • Parallele in der Arbeitswelt: Bei einem unterbesetztem Team versuchte ich als Kollege der zuständigen Führungskraft, eine Regelung durchzusetzen, die es dem Team ermöglicht hätte, am Wochenende aus dem Homeoffice zu arbeiten, um so die Notwendigkeit der Anwesenheit im Unternehmen zu vermeiden. Der Antrag wurde jedoch mit der Begründung abgelehnt, dass dies „zu schwierig umzusetzen und zu kontrollieren“ sei. Dann kam die Corona-Pandemie, und plötzlich arbeitete das Team aus der Not heraus effektiv von zu Hause. Es funktioniert perfekt und zeigte, dass die anfänglichen Bedenken vollkommen unbegründet waren.
  • Beispiel aus dem Freizeitbereich: Viele von uns klammern sich an vertraute Umgebungen, Freunde oder Partner, auch wenn diese uns nichts mehr bieten, was uns guttut oder Freude bereitet. Es scheint „zu schwierig, seine Koffer zu packen und neues Land oder neue Menschen zu entdecken.“ Doch diejenigen, die den Mut haben, Neues zu wagen, stellen oft fest, dass sie nur gewinnen können. Man verliert nie wirklich – denn das Alte hat man bereits verloren, nachdem es einem nichts mehr geben konnte.

Auswirkungen auf das Umfeld

    Die Haltung „Es ist schwierig“ kann in verschiedenen Bereichen des Lebens – sei es bei der Arbeit oder in der Freizeit – eine Kultur der Passivität fördern, die sowohl Kreativität als auch Engagement hemmt. Während der Satz eigentlich recht harmlos klingt, kann er bereits im Vorfeld viele Ideen blockieren oder Projekte boykottieren.

    • Für Führungskräfte: Eine solche Haltung kann dazu führen, dass Innovationen und proaktives Handeln unterbleiben. Führungskräfte, die sich nicht trauen, neue Wege zu gehen, vermitteln dieses Zögern an ihr Team, was die gesamte Dynamik des Unternehmens beeinflussen kann. Dadurch werden keine neue Lösungsansätze erarbeitet, geschweige denn ausprobiert. Man befindet sich im Hamsterrad und sieht keinen Ausweg.
    • Für Mitarbeiter: Mitarbeiter, die in einem solchen Umfeld arbeiten, finden oft, dass ihre Meinung, Ideen und Vorschläge nicht ernst genommen werden, was zu einer Verringerung der Arbeitsmoral führt. Der Begriff „innere Kündigung“ wird somit etwas reales und greifbares, wenn auch schleichend und nicht sofort offensichtlich.
    • Im persönlichen und Freizeitbereich: Auch im privaten Umfeld kann diese Haltung schädlich sein. Das Festhalten an vertrauten, aber nicht mehr bereichernden Beziehungen oder Freizeitaktivitäten, weil der Wandel als „zu schwierig“ angesehen wird, verhindert persönliches Wachstum. Dabei finden sich täglich neue Jobs, neue Wohnungen und sogar neue Freunde. Diejenigen, die es wagen, neue Wege zu gehen und das Alte und Schwierige zu verlassen, entdecken oft neue Freuden und Erfahrungen, die ihr Leben bereichern.

    „Es ist schwierig“, bis es getan wird

    Aus eigener Erfahrung heraus, weiß ich, dass die Floskel „Es ist schwierig“ so gut wie keinen Bestand hat, wenn man wirklich etwas verändern möchte. Denn die Wahrheit ist so einfach wie simpel: Der erste Schritt zur Veränderung muss überwunden werden. Dann kann man erkennen, dass nicht die Situation an sich schwierig war, sondern die Sichtweise in die man sich manövriert hat.

    Im Unternehmenskontext

    Als Projektleiter und Berater sehe ich immer wieder, wie kleine und mittelständische Unternehmen vor scheinbar großen Herausforderungen wie ein die Implementierung eines neuen Kundenverwaltungssystems (CRM) oder einer neuen Website stehen. Die anfängliche Investition in Zeit und Geld, sowie die Befürchtung vor Betriebsunterbrechungen und der erwartenden Steigerung der Effizienz, machen viele Überlegungen dazu „schwierig“. Man führt Diskussionen, versucht die gleichen Vorteile x-Mal zu wiederholen und kämpft um jeden Rechnungsposten der auf dem Angebot ausgewiesen ist. Doch hat man den Schritt zur Umstellung gewagt, verbessert sich meist relativ schnell die Effizienz der Kundenbetreuung, der Mitarbeiterzufriedenheit und letztendlich der Kundenzufriedenheit. Im besten Fall führen solche Umstellungen – richtig geplant und kalkuliert – zu Umsatzsteigerungen.

    Als Mitarbeiter und Angestellter

    Unzufriedene Mitarbeiter hadern oft monatelang mit sich selbst. Sie würden gerne etwas anderes machen, etwas neues entdecken, doch meist hört man dann – von Kollegen – „Das Gras ist nicht grüner auf der anderen Seite“ oder „Es ist überall das Gleiche“. Wenn dem so wäre, warum gibt es dann Berichte von Menschen, die den Mut hatten, zu wechseln und nun glücklicher sind? Diese Menschen haben erkannt, dass Veränderung eine Chance ist, nicht nur für berufliches, sondern auch für persönliches Wachstum. Sie haben sich nicht von der Angst lähmen lassen, sondern haben die Initiative ergriffen, um ihre Situation zu verbessern.

    Im persönlichen Bereich

    Auch privat kann die Angst vor dem Unbekannten lähmend wirken. Viele Menschen bleiben in unglücklichen Beziehungen, weil sie denken, dass es schwierig ist, alleine zu sein oder jemand Neues zu finden. Doch sobald sie den Schritt wagen, entdecken sie oft, dass das Alleinsein ihnen Raum gibt, sich selbst besser zu verstehen und zu wachsen. Belastende Situationen sind plötzlich nicht mehr vorhanden. Die Angst „nach Hause zu gehen“ existiert nicht mehr. Dies öffnet die Tür für ganz neue Beziehungen, die sie sowohl emotional als auch geistig bereichern.

    Wie kann man schwierige Situationen überwinden? 6 Tipps

    Tipp #1: Akzeptieren, dass Herausforderungen Teil des Lebens sind

    Der erste Schritt, um schwierige Situationen zu überwinden, ist die Akzeptanz, dass Herausforderungen unvermeidbar sind. Sie sind allgegenwärtig – fortlaufend. Akzeptiere, dass solche Situationen immer auftreten und die beste Lösung dafür, eine Akzeptanz und darauffolgend das Bearbeiten der Situation ist. Die meisten Menschen vergeuden unglaublich viel Energie sich darüber aufzuregen, dass nun plötzlich eine schwierige Situation vorhanden ist. Sie legen ihren ganzen Fokus auf diese Tatsache und wundern sich dann, dass kaum noch Energie vorhanden ist, eine Lösung oder einen Ausweg zu finden. Das ist übrigens auch der Grund, warum Parteien in der Politik, die sich über alles mögliche aufregen, keine Lösungsansätze liefern können.

    Tipp #2: Kleine Schritte machen

    Große Veränderungen können überwältigend sein. Große Veränderungen sind furchteinflößend und können demotivierend wirken. Zerlege das Problem in kleinere, handhabbare Schritte. Dies macht die Aufgabe weniger entmutigend und erleichtert den Anfang und ebenso die Fortsetzung. Beispiel aus der Praxis: Du willst fit werden und Sport betreiben. So manche Menschen sehen sich dann schwitzen, kaufen, anstrengend Gewichte heben, und so weiter und so fort. Wo steht das so geschrieben? Fang mit Dehnen und Yoga an. Das entspannt und zählt ebenso als Sport und tut deinem Körper gut. Nach und nach können dann bei Bedarf weitere Übungen folgen.

    Tipp #3: Ressourcen und Unterstützung suchen

    Niemand muss alleine kämpfen. Das ist ein weitverbreiteter Irrtum, der sich in unsere Köpfe festgesetzt hat. Suche nach Ressourcen, die dir helfen können, sei es durch Fachliteratur, Beratung oder durch den Rat von Freunden, Familie oder Kollegen. Du wirst erstaunt sein, welches Feedback du erhalten wirst. Des weiteren suchen oft andere Menschen ebenso nach einer sinnvollen Beschäftigung, wer weiß, vielleicht findest du sogar freiwillige Unterstützer und Anhänger für dein Projekt.

    Tipp #4: Eine positive Einstellung bewahren

    Sehr oft beeinflusst die Einstellung das Ergebnis. Negative Menschen sind in einem Kreislauf der Negativität gefangen. Nichts macht Spaß, alles ist anstrengend und nervtötend. Versuche, positiv zu bleiben und konzentriere dich auf Lösungen statt auf Probleme. Dies kann die Motivation steigern und kreative Lösungen fördern. Besonders Tipp #2 kann dabei sehr behilflich sein.

    Tipp #5: Aus Fehlern lernen

    Fehler werden seit Kindesalter bestraft. Eine falsche Entscheidung und jeder zeigt mit dem Finger auf dich und jeder weiß es schließlich auch besser. Eine Einstellung, die mich persönlich an den Rande des Wahnsinns treibt, denn mit jedem Fehler, den man in seinem Leben macht, lernt man etwas wertvolles. Mehr als man überhaupt mit Erfolg jemals lernen kann. Jeder Fehler bietet eine Gelegenheit zum Lernen. Anstatt Fehler als Rückschläge zu sehen, betrachte sie als Teil des Lernprozesses auf dem Weg zum Erfolg. Auf deutsch: Sei stolz auf deine Fehler!

    Tipp #6: Flexibel bleiben und anpassen

    Die Fähigkeit, flexibel zu reagieren und Pläne anzupassen, ist entscheidend, wenn unvorhergesehene Umstände eintreten. Sei offen für Veränderungen und bereit, deine Herangehensweise zu ändern, wenn die Situation dies erfordert. Du kannst den Tag planen, wie du lustig bist… mit Kalender, mit Tasklisten, mit Terminen, etc. – doch stell dir vor, der Strom fällt aus oder du wirst unerwartet krank. Deine Pläne kannst du somit alle in die Tonne schmeißen. Also versuche möglichst flexibel zu agieren. Planen ja, aber nicht darauf beharren.

    Fazit

    „Es ist schwierig“ ist eine Phrase die ich oft genug gehört habe. Sie ist eine meiner Top-Killerphrasen überhaupt. Wenn ich jemanden sagen höre, dass es schwierig ist, dann versuche ich genau hinzuhören, was mir diese Person wirklich mitteilen möchte. Nur so, kann man das festgefahrene und negative Denkmuster unterbrechen und ganz neue Ansätze etablieren. Höre genau hin, wenn dir dieser Satz über die Lippen rutscht oder in dein Ohr gelangt, du hast die Möglichkeit etwas ganz neues zu erschaffen – wenn du dich denn traust.

      Ronny Kühn
      Autor, Content Creator, Unternehmer
      Ronny Kühn, geboren 1979 in Merseburg und aufgewachsen in Österreich, bringt über 20 Jahre Erfahrung in Branchen wie Metallverarbeitung, IT und Telekommunikation mit. Nachdem er persönliche Herausforderungen wie ein schweres Burnout überwand, teilt er in seinem Buch „Falsche Chefs. Wahre Leader.“ praxisnahe Führungsstrategien.

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