In meinem Buch „Falsche Chefs. Wahre Leader.“ gehe ich ja speziell auf Führungskräfte ein, die ein Unternehmen durch ihre Taten und Handlungen in so manche gefährlichen Lagen bringen kann. Doch wie in meinem Buch ebenso festgehalten, sind es nicht immer Führungskräfte, die Schuld tragen, an so manchen Bankrott oder Insolvenz. Das zeigt auch eine aktuelle Statistik aus dem Jahr 2024, die auf eines aufmerksam macht: Das Firmensterben in Deutschland bzw. Europa erlebt ein Rekordhoch – und ein Ende ist wohl kaum in Sicht.
Inhaltsverzeichnis
In Deutschland allein gaben 196.000 Unternehmen auf. Ein Plus von ca. 16% gegenüber dem Vorjahr. In Österreich beispielsweise meldeten über 6.800 Unternehmen im Jahr 2024 Insolvenz an. Das ist ein Anstieg von über 26% gegenüber dem Vorjahr. In Summe betrifft das jedoch nicht nur Einzelunternehmen oder KMU, nein auch große Unternehmen und Marken sind davon betroffen. Der Arbeitsstandort Deutschland / Österreich bzw. Europa ist gefährdet.
Die wirtschaftliche Substanz geht verloren
Wer auf eine Lösung hofft oder wartet, den muss ich wohl leider enttäuschen. Denn die Politik, egal ob in Deutschland oder Österreich reagiert stets nur reaktiv, anstatt proaktiv. Es fehlt an Visionen und es fehlt an echter Führung, die den Mut hat den Weg in die Zukunft zu weisen. Und nein, das ist kein typisches Partei-Problem – es ist ein ganzheitliches politisches Problem. Egal welche Partei man sich da genauer ansieht.
Doch nicht nur das, viele Unternehmen mangelt es an Zukunftsperspektiven, Fachkräften und Unterstützung für Energie und Wettbewerbsfähigkeit. Stattdessen beschäftigen sich viel zu viele Unternehmen mit dem Bürokratiewahnsinn, der Selbstregulierung des Marktes (Stichwort Regulierungen und Abmahnungen) und Mikromanagement.
Die wirtschaftliche Zukunft Europas
Seien wir uns ehrlich… die Marke „Made in Germany“ oder „Made in Austria“ ist zwar eine kraftvolle Marke, doch sie verliert zusehend an Wert und Anerkennung. Temu und Shein zeigen uns die bittere Wahrheit: Europa befindet sich um wirtschaftlichen Sinkflug. Konsumenten bauen nicht mehr auf Wertbeständigkeit oder Qualität. Die neue Generation der Konsumenten baut auf Besitz und Fake – so traurig es leider klingt. Umweltschutz wird zwar gerne gepredigt, doch dieser sollte möglichst nicht bei einem selbst anfangen. Und warum für ein Qualitätsprodukt EUR 100,- ausgeben, wenn eine billige Kopie um EUR 15,- für den Zweck mehr als ausreichend ist?
Die Auswirkungen auf den Markt sind bereits deutlich sichtbar:
- Produktionen werden nach Asien, Nordafrika oder den USA ausgelagert. Wer kann verlagert dorthin, wo Energie, Bürokratie (!) und Personal nicht so schnell zu einem Problem werden.
- Während früher StartUps gepusht wurden, ist nun ein Stillstand bei Innovationen zu beobachten. Forschungen werden gekürzt, Projekte eingefroren und Förderungen gestrichen. StartUps gehen pleite bevor sie sich überhaupt etablieren können.
- Gründungen sind rückläufig. Zwar zeigen die Statistiken für 2024 und 2025 teils steigende Gründungszahlen – doch sie täuschen über die Realität hinweg. Ein Großteil dieser sogenannten „Neugründungen“ basiert nicht auf Innovation, Unternehmergeist oder Zukunftsplänen – sondern auf Zwang und Schlupflöchern im System.
- Ein typisches Beispiel: (Liefer)fahrer von so manchen Plattformen müssen ein eigenes Gewerbe anmelden, um arbeiten zu dürfen, obwohl sie faktisch wie Angestellte dieses Unternehmens agieren. Diese Scheinselbstständigkeit erhöht künstlich die Zahl der Einzelunternehmen, hat aber nichts mit echter unternehmerischer Freiheit oder wirtschaftlichem Fortschritt zu tun.
- Die hochgepriesene Transformation bzw. Wende zur Nachhaltigkeit entpuppt sich als Belastung, anstatt zur Chance, weil sie ohne eine realistische und marktkonforme Übergangsstrategie erfolgte. Explodierende Energiepreise für Unternehmen und Privatpersonen waren die Folge.
- Nicht zu Letzt kommt es in letzter Zeit immer wieder zu Lieferengpässen bzw. längeren Lieferzeiten, da durch die Abwanderung der Lieferketten eine Abhängigkeit von Drittstaaten erfolgte. Europa ist de facto erpressbar und instabil (z.B. Medikamenten-Engpässe in Apotheken, Verzögerungen bei Bauteilen wie Sensoren, Steuerungen oder Mikrochips, Lebensmittel aus Nicht-EU-Ländern, Rohstoffe aus Nicht-EU-Ländern)
Welche Auswirkungen hat die Wirtschaft(skrise) auf die Gesellschaft?
Die Auswirkungen auf unsere Gesellschaft in Europa sind bereits erkennbar. Es vergeht kein Tag ohne eine entsprechende Meldung im Bezug auf Arbeitslosigkeit, Vertrauensverlust, soziale Spaltungen oder psychische Belastungen. All diese Auswirkungen sind schleichend – aber fatal.
Wachsende Arbeitslosigkeit und eine Generation ohne Perspektive
Die Arbeitslosenzahlen steigen; und zwar nicht nur in klassischen Problemregionen. Viele junge Menschen finden nach der Schule oder nach dem Studium keinen sicheren Einstieg in den Arbeitsmarkt. Ausbildungsplätze gibt es zwar, aber oft nicht in zukunftsweisenden Berufen.
Statt auf KI, Digitalisierung, Energie oder Pflege zu setzen, halten viele Bildungseinrichtungen an alten Strukturen fest. Wer heute eine Ausbildung macht, riskiert, morgen bereits „überholt“ zu sein.
Gleichzeitig verändert sich die Haltung zur Arbeit:
- Die neue Generation denkt nicht mehr in 40-Stunden-Wochen.
- Viele streben nach Sinn, Flexibilität und Lebensqualität.
Das Ergebnis?
- Ein Mismatch zwischen dem, was Menschen wollen und dem, was das System bietet.
- Junge Talente wandern ab, steigen aus oder versuchen sich im Ausland neu zu orientieren.
- Unternehmen beklagen zwar Fachkräftemangel, bieten aber selbst keine echte Perspektive.
Wenn wir diesen Graben nicht schließen; zwischen Bildung, Wirtschaft und gesellschaftlichem Wandel; dann verlieren wir nicht nur Arbeitskräfte, sondern die Zukunft Europas.
Die 30-Stunden-Woche zeigt wo ein Unternehmen wirklich Bedarf hat
Die 30-Stunden-Woche wird mehr zum Wunsch als zur Ausnahme, doch die Politik und die Wirtschaft ist darauf kaum vorbereitet. Im Gegenteil, es wird vehement versucht, das gewünschte 30-Stunden-Modell schlecht zu reden und zu boykottieren, anstatt den Arbeitskräften von morgen entgegenzukommen. (Siehe WKO: Klartext zur Arbeitszeitverkürzung)
Besonders entlarvend:
„Eine beeindruckende Mehrheit von 90,8 % der Unternehmen spricht sich gegen einen Rechtsanspruch auf eine 4-Tage-Woche mit Arbeitszeitverkürzung und vollem Lohnausgleich aus.“
Diese Aussage zeigt, woran es wirklich mangelt: An Anpassungsfähigkeit, Innovationsbereitschaft und echtem Führungswillen.
Statt sich mit der Zukunft auseinanderzusetzen, regiert vielerorts das Denken von gestern: „Das war immer schon so.“ – „Das geht sich nicht aus.“ oder „Das funktioniert in unserer Branche nicht.„
Doch wer nur verwaltet, was einmal funktioniert hat, wird keine Antworten auf das liefern, was noch kommt. Wirtschaftlicher Wandel braucht kein Festhalten, sondern Vorangehen. Wer heute noch glaubt, Arbeitskräfte mit starrer Präsenzpflicht und 40-Stunden-Verträgen binden zu können, hat den Wandel der Arbeitswelt längst verschlafen.
Die WKO umwirbt die Kritik gegenüber der 30-Stunden-Woche am Ende des Artikels mit folgenden Aussagen:
„Bei Einführung der 4-Tagewoche schließen wir unser Unternehmen.„, siehe WKO: Klartext zur Arbeitszeitverkürzung
Nicht die 4-Tage-Woche schließt das Unternehmen, sondern mangelnde Anpassung. Unternehmen müssen lernen, Prozesse zu optimieren, Prioritäten zu setzen und sich auf ihre Kernleistungen zu fokussieren. Viele Firmen steigern durch effizientere interne Abläufe oder Automatisierung sogar die Produktivität bei reduzierter Arbeitszeit. Statt reflexartig zu blockieren: Pilotprojekte starten. Klein anfangen. Messen. Lernen. Wer mit einer 4-Tagewoche nicht annähernd mithalten kann, wird früher keine Arbeitskräfte mehr finden. So einfach ist das.
„In einem Unternehmen mit wenig Mitarbeitern, bei welchem man eine Servicebereitschaft für Kunden hat, ist das nicht möglich. Wir schwitzen schon jetzt, wenn eine Person in Urlaub geht oder krankheitsbedingt ausfällt.„, siehe WKO: Klartext zur Arbeitszeitverkürzung
Das ist kein Arbeitszeitproblem, sondern ein Organisationsproblem. Gerade kleine Teams profitieren von geplanten Schichtsystemen, Jobrotation, Cross-Training und einer klaren Rollenverteilung. Mehr Flexibilität, nicht mehr Arbeitsstunden, ist die Antwort. Außerdem: Kundenservice wird nicht durch ständige Verfügbarkeit besser, sondern durch klar kommunizierte Erreichbarkeit und zufriedene, leistungsfähige Mitarbeiter.
„In der aktuellen Situation fehlt mir jegliches Verständnis für die Diskussion um Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich. In Zeiten geburtenschwacher Jahrgänge, längerer zu erwartender Lebenszeit ist die einzige Antwort mehr bzw. länger zu arbeiten.“, siehe WKO: Klartext zur Arbeitszeitverkürzung
Eine falsche Schlussfolgerung aus richtigen Daten. Längere Lebenszeit heißt nicht, dass Menschen länger schuften… ups, arbeiten müssen, sondern dass wir produktiver, gesünder und sinnvoller arbeiten müssen. Oder sollen wir alle im Endeffekt auf der Arbeit sterben? Eine 30-Stunden-Woche mit voller Leistung ist oft effizienter als eine ausgelaugte 40-Stunden-Woche. Wer attraktiver für neue Generationen sein will, muss sich nach deren Bedürfnissen ausrichten – nicht umgekehrt.
Außerdem lohnt sich, im Zusammenhang mit dieser Aussage, ein kurzer Blick in die Geschichte:
Bricht man dieses Argument auf das Jahr 1950/1955 herunter – also kurz nach dem Zweiten Weltkrieg – wirkt es geradezu paradox. Denn damals gab es:
- starke Geburtenjahrgänge (Babyboom),
- eine deutlich kürzere Lebenserwartung,
- viel niedrigere Löhne,
- und kaum technologischen Fortschritt.
Und trotzdem war die Idee kürzer zu arbeiten – zum Beispiel mit der Einführung der 5-Tage-Woche – kein Tabu, sondern Teil gesellschaftlicher Entwicklung. Die Frage ist also nicht: „Wie sollen wir uns das leisten?“ Sondern: „Wann – wenn nicht jetzt – dürfen wir endlich weniger schuften und besser leben?“
Wir leben in der produktivsten, technologisch fortgeschrittensten und wohlhabendsten Zeit der Menschheitsgeschichte. Wenn genau jetzt keine Arbeitszeitverkürzung möglich ist – wann dann?
„Lohnnebenkosten sind viel zu hoch, um weitere Mitarbeiter zur Umsetzung der 4-Tage-Woche einzustellen. Arbeitskräftemangel macht dies noch schwieriger!“, siehe WKO: Klartext zur Arbeitszeitverkürzung
Ja, Lohnnebenkosten sind tatsächlich ein Problem – aber kein Grund zur Pauschalverweigerung.
- Lösung 1: Staatliche Förderung für Pilotmodelle mit reduzierter Arbeitszeit.
- Lösung 2: Skill-Sharing und externe Ressourcen nutzen (z. B. Freelancer, Kooperationen).
- Lösung 3: Bestehende Arbeitszeit besser nutzen durch Effizienz, digitalisierte Abläufe und klare Zielorientierung.
Der Arbeitskräftemangel ist übrigens genau der Grund, warum Unternehmen attraktiver werden müssen – nicht unflexibler.
„Lohnnebenkosten reduzieren! Leistung belohnen! Anreize schaffen. Momentan geht`s in die Gegenrichtung.“, siehe WKO: Klartext zur Arbeitszeitverkürzung
Stimmt – aber die 30-Stunden-Woche und leistungsorientierte Kultur schließen sich nicht aus. Wer bei kürzerer Arbeitszeit dieselben Ergebnisse liefert, soll selbstverständlich belohnt werden. Eine moderne Arbeitswelt braucht leistungsbezogene Modelle, gekoppelt an Output statt bloße Anwesenheit. Statt alte Denkweisen zu wiederholen, braucht es neue Modelle von Fairness und Motivation.
„Mit den Forderungen der Gewerkschaft fährt die österreichische Wirtschaft gegen die Wand. Die Inflation in Österreich wird massiv befeuert, und die Wettbewerbsfähigkeit zum Ausland ist nicht mehr gegeben. Der Export wird damit ebenfalls massiv einbrechen!“, siehe WKO: Klartext zur Arbeitszeitverkürzung
Panik ersetzt keine Strategie. Inflation entsteht nicht durch eine 30-Stunden-Woche, sondern durch verzögerte Transformation, geopolitische Abhängigkeiten und systemische Schwächen.
Länder wie Island, Schweden oder die Niederlande zeigen: Flexible Arbeitszeitmodelle können funktionieren – auch mit starker Wirtschaft.
Statt Schuldzuschreibungen braucht es gemeinsame Pilotprojekte mit Wirtschaft, Gewerkschaften und Regierung, um praxistaugliche Wege zu finden.
Verlust von Vertrauen – und das Ende politischer Glaubwürdigkeit
Politik und Wirtschaft erscheinen vielen Menschen mittlerweile machtlos, orientierungslos oder schlicht unehrlich. Versprechungen verkommen zu PR-Phrasen, Ministerien gleichen Verwaltungsapparaten ohne Zukunftsstrategie. Der Glaube an das System schwindet – nicht nur bei Jugendlichen, sondern quer durch alle Alters- und Einkommensgruppen. Das zeigen Umfragen, Wahlergebnisse und Stimmungsbarometer. Wie oft möchte man die gleiche Frage also noch stellen, damit sich die Antwort hoffentlich ändert?
Was fehlt einfach: Visionen und Führung mit Haltung. Politiker zeigen uns regelmäßig auf, was nicht geht, statt endlich zu sagen, was gehen muss. Dabei bräuchte es keine Alleskönner, sondern echte Visionäre und Fachleute, die für ein zukunftsfähiges Europa brennen. Menschen, die Mut zur Entscheidung haben und über Legislaturperioden hinausdenken.
Wer führen will, darf sich nicht an den Meinungsumfragen von gestern orientieren, sondern an den Problemen von heute und den Bedürfnissen von morgen.
- Ein Vorschlag zur Verantwortung
- Wahlversprechen müssen bindend werdenEs braucht endlich Konsequenzen bei politischem Nichthandeln, wie in jedem anderen Beruf auch. Wer Versprechen bricht, muss zur Rechenschaft gezogen werden können.
- Experten statt Parteikarrieren
Komplexe Themen wie Digitalisierung, Bildung oder Energie gehören in die Hände von Menschen, die etwas davon verstehen – nicht nur in die Parteifamilie. - Die Immunität der Politik gehört auf den Prüfstand
Vielleicht braucht es wirklich eine radikale Wende: Weniger Selbstschutz, mehr Rechenschaftspflicht.
Nur so kann Vertrauen wieder aufgebaut werden und nur so entsteht eine neue Generation an Verantwortungsträgern, die das Wort „Führung“ nicht als Macht, sondern als Dienst begreift.
Soziale Spaltung und die gefährliche Suche nach einfachen Feindbildern
Während sich eine kleine wirtschaftliche Elite mit Vermögensschutz, Steuertricks und internationaler Mobilität absichert, bröckelt die Mittelschicht und mit ihr das Rückgrat der Gesellschaft. Viele Menschen können mit ihren Jobs kaum noch die steigenden Lebenshaltungskosten stemmen. Altersarmut ist längst keine Randerscheinung mehr, sondern Realität für Millionen.
Die Schere zwischen Arm und Reich geht weiter auf. Und genau hier liegt der Nährboden für politische Radikalisierung.
Doch anstatt echte Lösungen zu präsentieren; für Bildung, faire Löhne, soziale Absicherung oder leistbares Wohnen; wird das Thema von politischen Akteuren instrumentalisiert. Vor allem rechtspopulistische Parteien lenken von strukturellen Versäumnissen ab, indem sie einfache Schuldige präsentieren: Ausländer seien schuld an Arbeitslosigkeit, Wohnungsknappheit, Kriminalität oder „dem Untergang der Kultur“.
Die Zahlen sprechen allerdings eine andere Sprache.
- Viele Migrant*innen arbeiten in systemrelevanten Berufen – würden diese von heute auf morgen nicht mehr arbeiten/abwesend sein, dann würde das System wohl kollabieren.
- Die Kriminalstatistik zeigt keinen flächendeckenden Anstieg durch Zuwanderung.
- Und der Fachkräftemangel wird sich ohne gezielte Zuwanderung nur noch verschärfen.
Vertrauen in das System schwindet
Immer mehr Menschen fühlen sich allein gelassen, manipuliert oder bewusst fehlgeleitet. Das Vertrauen in Parteien, Institutionen und Medien ist stark beschädigt. Wer sich abgehängt oder getäuscht fühlt, zieht sich zurück oder verlässt gleich das ganze Land.
Der Begriff „innerliche Flucht“ trifft es oft noch besser: Menschen stumpfen ab, resignieren, ziehen sich aus gesellschaftlichem Engagement zurück.
Was jetzt gebraucht wird:
- Ehrliche Debatten statt Schuldzuweisungen und Sofort-Maßnahmen
- Datenbasierte Lösungen statt Panik und Angst
- Soziale Gerechtigkeit, die sichtbar und spürbar ist
- Ein gemeinsames „Wir“, das mehr bedeutet als eine Parole
Denn eines ist klar: Wer es versäumt, seine Gesellschaft zusammenzuhalten, braucht sich über Spaltung, Wut oder Wahlverhalten nicht wundern.
Psychische Erschöpfung, eine stille Krise mit lauter Folgen
Die andauernde Unsicherheit, Zukunftsangst, soziale Isolation und wirtschaftliche Sorgen führen zu einer psychischen Belastung, die immer mehr Menschen an ihre Grenzen bringt. Doch wer heute Hilfe sucht, steht oft vor verschlossenen Türen:
- Therapieplätze sind rar, monatelange Wartelisten die Regel.
- Wer es sich leisten kann, geht privat – alle anderen bleiben im System hängen.
- Hausärzte verschreiben oft schneller Medikamente als wirklich zuzuhören.
- Die Folge: Psychopharmaka werden zur Krücke, viele entwickeln unbemerkt eine Abhängigkeit, die nicht als solche erkannt wird.
Und während die Gesellschaft über Gender-Debatten und Nebenschauplätze diskutiert, explodiert im Hintergrund eine kollektive Überforderung, die kaum noch kanalisiert werden kann.
Kurzschlüsse als Ventil einer überforderten Gesellschaft
Es wird nicht gern ausgesprochen, aber es gehört zur Realität:
- Menschen, die keinen Ausweg mehr sehen, greifen zu drastischen Mitteln.
- Amokfahrten, Gewaltakte, Wutausbrüche – nicht alle sind ideologisch motiviert, nicht alle findet man in den Nachrichten.
- Viele dieser Eskalationen sind Hilfeschreie, Verzweiflungstaten in einer Welt, die immer schneller, lauter und unübersichtlicher wird.
Statt sich diesen Zusammenhängen zu stellen, werden Einzelfälle als tragische Ausnahmefälle dargestellt. Dabei ist die Systematik dahinter längst erkennbar.
Eine Gesellschaft, die permanent „funktionieren“ muss, darf nicht überrascht sein, wenn Menschen irgendwann nicht mehr funktionieren.
10 mutige Schritte zur Rettung der europäischen Wirtschaft
Ich hätte nicht mein Buch geschrieben und erst recht nicht diesen Artikel, als dass ich nicht 10 mutige Überlegungen zur Rettung der deutschen, österreichischen, womöglich auch der europäischen Wirtschaft präsentieren könnte. Ich mag nur ein kleines Rad in diesem ganzen Szenario sein, doch ich weiß durch verschiedenste Projekte, durch meine Erfahrung in der Selbstständigkeit und durch die Geschichte, worauf es ankommt, wenn man seinen Karren wortwörtlich aus dem Dreck ziehen muss: Neues Denken und Mut.
#1 Politik neu denken – mit Rechenschaftspflicht
- Wahlversprechen müssen bindend sein. Wie Wählerinnen und Wähler haben wortwörtlich die Schnauze voll von leeren Wahlversprechen, nichts aussagenden Monologen und Schuldzuweisungen auf andere oder sogar auf die Zukunft.
- Einführung eines „Führungs- und Verantwortungsgesetzes“, das Ministerien, Parteien und führende Entscheidungsträger haftbar macht – wie Manager in Unternehmen. Wer sich dagegen ausspricht, wird ja wohl wissen warum er das tut.
- Immunität? Nur noch in extremen Ausnahmefällen, wie z.B. Diplomaten
- Jeder politische Bereich muss von mindestens zwei unabhängigen Expertinnen begleitet werden, die aktiv in diesem Bereich tätig sind – vergleichbar mit einem Aufsichtsrat oder externen Beirat in Unternehmen. Die Auswahl dieser Expertinnen erfolgt öffentlich und nachweislich unabhängig – keine Parteibindung, keine Lobbyverflechtung.
- Ihre Aufgabe: fachliche Kontrolle, realitätsnahe Beratung, und öffentliches Veto, wenn Maßnahmen fachlich nicht tragbar sind.
- So wie kein Unternehmen ohne kaufmännische Geschäftsführung geführt wird, darf auch kein Ministerium ohne echte Fachkompetenz an der Seite geführt werden.
#2 Arbeitszeit neu definieren – Leistung statt Präsenz
- Einführung eines Rechts auf 4-Tage-Woche (30 Stunden) mit flexibler Umsetzung je Branche.
- Unternehmen, die auf Pilotmodelle setzen, werden steuerlich entlastet, nicht belastet (wie z.B. die Förderung für E-Autos)
- Fokus auf Produktivität, psychische Gesundheit und Lebensqualität. Unternehmen die diese Angebote jedem (!) Mitarbeiter erleichtern und dabei unterstützen, werden ebenfalls steuerlich entlastet
#3 Fachkräftemangel durch Ausbildung 2.0 lösen
- Aufbau eines europaweiten (!) Ausbildungsfonds für Zukunftsberufe (Pflege, KI, GreenTech, Handwerk).
- Duale Ausbildung + digitale Spezialisierung = New Skills für die neue Wirtschaft.
- Flächendeckender Abbau von Ausbildungsbürokratie.
- Steuerliche Entlastung für StartUps mit weniger als EUR 1.000.000 Umsatz
#4 Therapie und Prävention statt Medikamentenabhängigkeit
- Psychische Gesundheit wird Pflichtleistung mit schneller Versorgung.
- Digital- und Gruppentherapieformate werden gefördert.
- Arbeitgeber erhalten Zuschüsse für psychische Prävention im Unternehmen (ja ich weiß, das hatte ich in #2 schon, aber es gehört hier nochmals erwähnt)
#5 Steuern neu strukturieren
- Vereinfachung der Unternehmensbesteuerung.
- Digitale Sofortveranlagung (z. B. monatlich), kein Papierwahnsinn.
- Steuervorteile für regionale Wertschöpfung, Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung.
- Steuerentlastung für neue Arbeitnehmer (z.B. temporär für die ersten 6 Monate)
- Zugriff auf Privatvermögen und Stiftungen, bei grob fahrlässigen oder kriminellen Vergehen
#6 Europaweite Grundversorgung bei Energie & Infrastruktur
- Entkopplung des Strompreises von Gas und Kohle.
- Aufbau eines europäischen Netzwerks für grüne Energie mit eigenen Produktionsstandorten.
- Förderung von Unternehmen die diese Vision vorantreiben.
- Digitale Infrastruktur als Grundrecht: Glasfaser & 5G für alle Regionen.
- Gratis-Öffi-Tickets für ausländische Arbeitskräfte in den ersten 12-24 Monaten – kombiniert mit Mobilitätsboni für alle anderen Arbeitnehmer, um sozialen Neid zu verhindern und gemeinsame Vorteile zu betonen. Europa braucht neue Wege, um Integration zu belohnen statt zu blockieren. Mobilität ist der erste Schritt.
#7 Europaweite Gesundheits- & Lebensarbeitsstruktur
Europa soll kein bürokratisches Konstrukt sein, sondern ein Ort, an dem man leben, arbeiten und gesund bleiben kann, wo man will.
Dafür braucht es ein mutiges, radikal vereinfachtes System – ähnlich wie in den USA, nur besser.
1. EU-weites Gesundheitssystem (European Health Grid)
- Einheitlicher, digitaler Zugang zu Gesundheitsleistungen in allen EU-Staaten.
- Jeder EU-Bürger hat einen digitalen Gesundheitsausweis, der in jedem Mitgliedsstaat gilt – samt Zugriff auf Diagnosen, Impfungen, Medikation & Behandlungen.
- Lokale Ärzte, Krankenhäuser und Versicherungen rechnen zentral über das EU-System ab – die nationale Herkunft ist egal.
- Ziel: Abschaffung der Zwei-Klassen-Medizin für Grenzgänger, Remote Worker und mobile EU-Bürger.
2. Freies Wohnen & Arbeiten – ohne Steuerdschungel
- Einführung eines einheitlichen EU-Melderegisters für Wohn- & Arbeitsorte.
- Wer in der EU lebt & arbeitet, zahlt nur in einem Land Steuern – digital, transparent und ortsunabhängig.
- Kein bürokratisches Chaos mehr bei Remote-Arbeit oder bei Freelancern mit Kunden in mehreren EU-Staaten.
- Doppelbesteuerung und Wohnsitzverwirrung werden abgeschafft.
3. Ermöglichung echter Remote-Arbeit innerhalb Europas
- EU-weite Zertifizierung für Unternehmen, die grenzüberschreitend Remote-Jobs anbieten (inkl. rechtlicher & steuerlicher Klarheit).
- Arbeitnehmer können in Kroatien wohnen und für ein Unternehmen in Belgien arbeiten, ohne dass das zu steuerlichen oder medizinischen Nachteilen führt.
- Förderung von digitalen Co-Working-Lösungen in ländlichen Regionen.
Ziel: Ein Europa, das arbeitet wie ein gemeinsamer Raum – nicht wie 27 parallele Staaten mit 27 Verwaltungshürden.
#8. EU-Grenzschutz statt nationalem Grenztheater
Die Diskussion um Migration, Grenzsicherung und Asyl sorgt in fast jedem EU-Land für Spaltung, Unsicherheit und politische Hetze.
Doch statt sich gegenseitig die Verantwortung zuzuschieben, braucht es endlich eine gemeinsame Lösung.
- Ein gemeinsamer EU-Grenzschutz für die Außengrenzen Europas
- An den EU-Außengrenzen (z. B. Ungarn, Griechenland, Bulgarien) werden Soldaten und Einsatzkräfte aus allen EU-Mitgliedsstaaten stationiert.
- Jedes Land leistet einen personellen und finanziellen Beitrag – egal wo die Grenze liegt.
- Die Einsätze erfolgen unter einer einheitlichen EU-Kommandostruktur, nicht unter nationalen Alleingängen.
- Die Sicherung der Grenze wird gemeinsam organisiert, demokratisch kontrolliert und menschenrechtskonform durchgeführt.
- Schluss mit innerländlichen Grenzkontrollen
- Binnengrenzen innerhalb der EU werden dauerhaft geöffnet gehalten, wie es Schengen ursprünglich vorsah.
- Statt an jedem Landesgrenzschild zu kontrollieren, werden Ressourcen zielgerichtet an den Außengrenzen gebündelt.
- Das spart Geld, Personal und politische Reibung – und stärkt das Vertrauen in die Handlungsfähigkeit der EU.
- Ein gemeinsames EU-Budget für Grenzsicherung
- Alle Mitgliedsstaaten zahlen einen fixen Anteil pro Einwohner in einen EU-Grenzschutzfonds ein.
- So trägt auch Deutschland zur Grenzsicherung in Griechenland bei – und Griechenland zur digitalen Grenzüberwachung in Litauen.
- Solidarität bedeutet: Schutz ist nicht regional, sondern europäisch.
Was hat das mit der Wirtschaft zu tun? Europa kann keine gemeinsame Zukunft bauen, wenn es nicht mal gemeinsam seine Außengrenzen schützen kann. Wer von einem geeinten Europa spricht, muss auch gemeinsam handeln – nicht national aufrüsten.
#9 Leadership ausbilden – nicht nur verwalten
- Führungsausbildung in Schulen, Unis & Unternehmen – emotional, sozial, unternehmerisch.
- Manager werden zu Leadern, die Werte leben, statt Zahlen verstecken.
- Förderung von authentischer Kommunikation und echter Verantwortung.
#10 Faire Migration & echtes Einbürgerungsprogramm – mit Sprache als Schlüssel
Migration ist kein Notfall, den man verwalten muss – sondern eine Realität, die man gestalten kann. Dafür braucht es Regeln, aber auch echte Chancen.
Europaweites Punktesystem für Zuwanderung
- Kriterien: Ausbildung, Berufserfahrung, Sprachkenntnisse, Motivation.
- Ziel: Qualifizierte, motivierte Menschen ins System bringen – nicht verwalten, sondern einbinden.
Sprache als Grundpfeiler der Integration – auch auf staatlicher Ebene
- Alle staatlichen und öffentlichen Einrichtungen in jedem EU-Land müssen verpflichtend eine zweite EU-Sprache hinterlegen – etwa Englisch (bevorzugt), Spanisch, Deutsch oder Französisch.
- Auch Länder wie Deutschland und Österreich müssen digitale Behördensysteme zweisprachig aufbauen – z. B. Deutsch + Englisch.
- Das erleichtert mobilen EU-Bürgern die Orientierung und verhindert systematische Ausgrenzung.
Sprachkurse europaweit steuerlich absetzbar
- Jeder EU-Bürger soll Sprachkurse (egal ob privat oder beruflich motiviert) steuerlich geltend machen können – unabhängig von Herkunft oder Status.
- Unternehmen, die Mitarbeitenden den Sprachunterricht finanzieren, erhalten Steuererleichterungen.
- Ziel: Sprache als wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Fortschritt, nicht als Barriere.
Integration nicht als Zwang – sondern als Angebot
- Sprachzertifikate, Berufsqualifikationen und kulturelle Einführungen sollen belohnt, nicht erzwungen werden.
- Wer sich einbringt, profitiert – durch Aufenthaltsrechte, schnellere Einbürgerung und Zugang zu Förderprogrammen.
Sprache ist nicht nur Werkzeug – sie ist Schlüssel, Brücke und Vertrauen. Wer wirklich Europa will, muss dafür sorgen, dass sich jeder darin verständigen kann – auch im Wartezimmer, im Amt und am Arbeitsplatz.
Fazit
Die europäische Wirtschaft hat längst aufgehört, sich nur um Produkte, Arbeitsleistung und Wettbewerbsfähigkeit zu drehen.
Sie steht – oder fällt – mit dem, was wir gemeinsam daraus machen.
Die EU war einmal eine mutige Vision.
Heute wirkt sie oft wie ein stehengebliebenes Projekt, halbherzig verwaltet, statt mutig geführt.
Doch jetzt ist nicht die Zeit für Ausreden oder Schuldzuweisungen.
Jetzt ist die Zeit, diese Arbeit fortzuführen – und Europa zu dem zu machen, was es immer war:
Ein stolzer Kontinent, entstanden aus Vielfalt, geprägt von Geschichte, getragen von Schaffenskraft.
Wir können die Zukunft von morgen gestalten.
Wir können sie besser machen.
Wir müssen nur endlich anfangen – statt Ausflüchte zu suchen.
Quellen: