Eigentlich war ich zu einem Gespräch geladen, das helfen sollte, eine schwierige Situation zu klären – moderiert von einem Mentor oder Coach, den ich kaum kannte, der aber zunächst freundlich und offen wirkte.
Hintergrund: Eine andere Führungskraft, die gemeinsam mit uns an einem Projekt arbeitete, lieferte nicht. Statt Leistung herrschte Chaos. Ihr Team wirkte überfordert, planlos und ohne jegliches Know-how. Die Folgen trafen nicht nur den Auftraggeber hart – sondern auch mich und mein Team.
Wir mussten doppelt so viel leisten. Entscheidungen übernehmen, die nicht unsere waren. Und vor allem: permanent Workarounds finden. Ich hoffte, dieses Gespräch würde Klarheit bringen. Eine Einordnung. Vielleicht sogar Unterstützung.
Doch es kam ganz anders.
Inhaltsverzeichnis
Der harmlose Einstieg – So wirst du abgecheckt
Der Einstieg war neutral, fast kollegial. Herzlich, mit viel Verständnis für das ganze Chaos und die Situation. Der Mentor bzw. Coach kannte bereits einige Details – durch den Auftraggeber, denn für diesen arbeitete er ebenfalls. Ich saß am Tisch, wir starteten los. Dann sagte er: „Ich hab Ansprenger – ich merke mir Dinge sofort. Du musst mir nichts weiter erklären oder wiederholen. Wenn ich sage ‚Hab ich‘, dann kannst du aufhören.“ Ich nickte. Noch. Ich dachte, es ginge um ein klärendes Gespräch. Doch am Ende war ich nicht klüger – nur leerer.
Dieser Satz, so harmlos und fast locker formuliert, war im Rückblick die erste klare Manipulation. Nur: Damals erkannte ich sie nicht. Denn wenn man seine Sicht schildert, seine Gedanken ordnet und sich mitteilt, dann sollte man ausreden dürfen. Wird dir das – subtil oder offen – verwehrt, läuft bereits etwas schief.
Die ersten zwei Stunden waren analysierend. Gefüllt mit persönlichen Geschichten des Mentors: von seiner Erfahrung, seiner Ausbildung, seiner Profiler-Fähigkeit – er könne in 7 Sekunden Menschen lesen und einstufen. Auch das war eine Manipulation. Denn wenn ein Coach ständig betont, wie überlegen er ist – durch Ausbildung, Erfahrung oder Intuition – dann ist das kein Coaching auf Augenhöhe. Sondern ein Spiel mit Macht.Ein echter Mentor begegnet dir nie von oben herab.
Und immer wieder: „Was macht ihr da genau?„, „Wie habt ihr das verstanden und gelöst?“ oder „Warum habt ihr das übernommen? Wieso fühltet ihr euch zuständig?“ Die ersten Abtastungen, in wie fern er mich und mein Team in Frage stellen konnte und ich an meinen (im Sinne des Auftraggebers) getroffenen Entscheidungen zweifelte.
Doch das erkannte ich erst später.
Der Wendepunkt
Das Gespräch und die Analyse waren nach etwa zwei Stunden eigentlich abgeschlossen. Dann kam der Moment, in dem sich alles veränderte.
Er sagte sinngemäß: „Auch du und dein Team habt genug Fehler gemacht – ihr habt unprofessionell agiert.“ Und fügte ein Zitat ein: „Kennst du den Unterschied zwischen einem Ochsen und einem Bullen?“ – und weiter: „Hier kämpfen zwei Ochsen darum, es dem Auftraggeber recht zu machen, ohne miteinander zu reden. Und niemand hat die Eier etwas zu entscheiden oder mit dem anderen zu reden.“
Was wie ein lockerer Vergleich klang, war in Wahrheit eine tiefgreifende Herabwürdigung. Ich wurde – subtil und doch eindeutig – als „Ochse“ bezeichnet. Ein Tier, das „keine Eier“ hat. Das war nicht nur sexistisch, sondern zutiefst respektlos. In einem professionellen Kontext hat so eine Aussage nichts verloren – sie ist eine Beleidigung, getarnt als Metapher.
Doch es ging weiter. Als der Coach erklärte, warum die andere Führungskraft überfordert war – nämlich weil sie das KnowHow und die Kompetenz schlichtweg nicht hatte – bestätigte ich ihn beiläufig mit einem: „Ja, das weiß ich.“ Ein Satz, den ich als Zustimmung meinte – nicht überheblich, sondern zustimmend. Seine Reaktion:
„Oh, das weißt du? Der allwissende Ronny weiß, dass das so ist. Na wunderbar.“
Gesagt in einem sarkastischen, abwertenden Tonfall.
Auch das: zutiefst unprofessionell. Kein Gespräch auf Augenhöhe. Kein Austausch. Sondern: Spott. Entwertung. Meine sachliche Bestätigung wurde lächerlich gemacht. Und das ist nichts anderes als emotionales Gaslighting – das bewusste Verdrehen einer sachlichen Aussage, um den anderen emotional aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Ein klarer Wendepunkt. Doch wir waren noch nicht fertig.
Der Anfang vom Rückzug
Doch es hörte nicht auf. Der Coach meinte schließlich, ich wäre emotional „angepisst“, weil die andere Führungskraft meine Idee als seine eigene gegenüber dem Auftraggeber verkauft hatte – und ich nichts gesagt hätte. Ich antwortete ehrlich: „Ja, das ärgert mich.“ Eine absolut menschliche Reaktion.
Dann kam die Eskalation:
„Warum hast du nichts gesagt? Wenn ich deiner Frau an die T*tten greifen würde, würdest du dann auch nichts sagen?“
Spätestens hier war eine absolute Grenze überschritten. Meine Frau wurde sexualisiert, meine Beziehung instrumentalisiert, ich als Mann provoziert – alles in einem einzigen Satz. Das war kein Coaching mehr. Das war toxisch, übergriffig und völlig unangemessen.
Der Coach wollte damit meine Schutzinstinkte triggern. Mich entweder zum Ausflippen bringen – oder zum Verstummen. Ein emotionaler Test, der auf maximaler Grenzverletzung basierte. Und es ging weiter. Als ich sagte, dass ich den Verdacht habe, die andere Führungskraft könne narzisstische Züge haben – da sie Dinge verdreht, nicht mehr kommuniziert und nur an sich denkt – antwortete er:
„Vielleicht bist ja du der Narzisst?“
Und das war der Moment, in dem es nicht mehr sachlich war – sondern persönlich verletzend. Ich habe in meinem Leben genug Erfahrungen mit Narzissmus gemacht – beruflich wie privat. Diese Aussage war wie eine Ohrfeige. Sie stellte nicht nur meine Wahrnehmung in Frage, sondern mein gesamtes Selbstbild.
Ich konnte und wollte nicht mehr sprechen. Ich wollte nur noch raus. Flucht – nicht aus Schwäche, sondern aus Selbstschutz. Er merkte, dass er mich getroffen hatte. Ich redete kaum noch, und er fragte: „Hab ich dich jetzt irgendwo beleidigt?“ Ich antwortete: „Nein, alles gut… ich muss es mit mir selbst ausmachen.„
Und genau das tat ich. Ich dachte, ich sei das Problem. Ich dachte, ich hätte falsche Entscheidungen getroffen. Ich dachte, er hätte recht – und ich nicht. Ich dachte, es wäre ein Gespräch, das mir helfen sollte.
Doch all das war es nicht.
Dieses Gespräch war emotionaler Missbrauch. Eine Verdrehung von Fakten, um seinen Schützling zu schützen und sich selbst als Mentor oder Coach zu positionieren. Mit Drohungen und falschen Behauptungen und von oben herab. In Wahrheit war er der größte Manipulator, dem ich in meinem bisherigen Leben und Karriere begegnet bin.
Die roten Flaggen
Die obigen Aussagen und Abschnitte sind nur ein Teil des Gesprächs, das in Summe vier Stunden andauerte. Womöglich kennst du auch solche oder ähnliche Gespräche und hast dir gedacht: „Okay, das muss wohl so sein?!“ Doch das ist nicht wahr.
Toxische Kommunikation versteckt sich oft hinter freundlicher Miene, vermeintlichem Coaching oder sogar Humor. Doch sie folgt Mustern – und diese lassen sich erkennen. Sehen wir uns die roten Flaggen einmal genauer an:
Gesprächskontrolle durch Schein-Kompetenz
Zitat: „Ich hab Ansprenger – ich merke mir Dinge sofort. Du musst mir nichts weiter erklären oder wiederholen.„
- Was das bedeutet: Eine klare Gesprächsunterbrechung mit dem Ziel, deine Darstellung abzuwürgen. Statt offenem Zuhören wird hier der Rahmen eng gemacht – unter dem Deckmantel von Effizienz.
- Wie es sich anfühlt: Man wird unsicher. Du fragst dich, ob du dich zu umständlich ausdrückst. Und beginnst, dich selbst zu zensieren.
- Wie du es erkennst: Wenn dein Gegenüber bestimmt, wann du „genug gesagt“ hast – ohne echten Austausch – läuft etwas schief.
Herabwürdigung durch Metaphern
Zitat: „Kennst du den Unterschied zwischen einem Ochsen und einem Bullen?„
- Was das bedeutet: Man wird indirekt als „Ochse ohne Eier“ bezeichnet – eine sexistische und respektlose Entwertung, getarnt als Bildsprache.
- Wie es sich anfühlt: Klein. Lächerlich. Man merkt, dass man nicht mehr ernst genommen wirst.
- Wie du es erkennst: Wenn Bilder und Vergleiche nicht zur Klärung, sondern zur Abwertung dienen.
Sarkasmus als Waffe
Zitat: „Oh, das weißt du? Der allwissende Ronny weiß, dass das so ist. Na wunderbar.„
- Was das bedeutet: Die sachliche Zustimmung wird ins Lächerliche gezogen. Das ist psychologische Destabilisierung – kein Dialog.
- Wie es sich anfühlt: Man zweifelt plötzlich an seiner eigenen Wahrnehmung. Man fühlt sich lächerlich gemacht – und unsicher.
- Wie du es erkennst: Wenn Sarkasmus gezielt eingesetzt wird, um jemanden emotional zu entwaffnen.
Grenzenlose Provokation
Zitat: „Wenn ich deiner Frau an die T*tten greifen würde, würdest du dann auch nichts sagen?„
- Was das bedeutet: Der ultimative Grenzübertritt. Sexistische Sprache, persönliche Provokation, Missbrauch deiner Beziehung – alles in einem.
- Wie es sich anfühlt: Sprachlosigkeit. Schock. Das Gefühl, dass jede Grenze überschritten wurde.
- Wie du es erkennst: Wenn der Gegenüber intime Themen benutzt, um jemanden aus dem Gleichgewicht zu bringen – dann geht es nicht mehr um Lösungen, sondern um Macht.
Schuldumkehr
Zitat: „Vielleicht bist ja du der Narzisst?„
- Was das bedeutet: Die Umkehr einer Beobachtung in einen Angriff auf dich selbst. Das Ziel: Deine Wahrnehmung zerstören.
- Wie es sich anfühlt: Tiefe Verunsicherung. Scham. Der Eindruck, dass man vielleicht doch selbst das Problem ist.
- Wie du es erkennst: Wenn jemand eine sachliche Kritik sofort ins Persönliche dreht – und dich somit zur Quelle des Problems macht.
- „Ich hab Ansprenger. Wenn ich „Hab ich“ sage, brauchst du nichts weiter sagen“ → Gesprächsabbruch durch Dominanz
- „Vielleicht bist ja du der Narzisst?“ → Schuldumkehr & Identitätsangriff
Dieses Gespräch war auf mehreren Ebenen emotional verletzend, beleidigend, herabwürdigend und sexistisch. Es war kein Coaching, kein Mentoring, keine Klärung, keine respektvolle Kommunikation auf Augenhöhe. So redet kein Mensch, der helfen will. Und so arbeitet definitiv kein echter Mentor.
Wenn du Gespräche kennst, in denen du dich ähnlich fühlst – in denen du klein gemacht, provoziert oder verletzt wirst – dann glaub nicht, das sei normal. Es ist nicht Teil eines guten Coachings, jemand gezielt zu triggern, bloßzustellen oder seine Vergangenheit zu missbrauchen.
Wenn dir das bekannt vorkommt: Hol dir Hilfe. Rede darüber. Und geh.
Was du tun kannst (während des Gesprächs)
Wenn du mitten in einem solchen Gespräch steckst, fühlst du dich oft überrumpelt, verunsichert oder sogar sprachlos. Du fragst dich mitunter: „Ist das normal?„, „Gehört das so?“ oder „Es muss wohl so sein, damit ich weiterkomme„. Genau deshalb ist es wichtig, ein paar klare Werkzeuge zur Hand zu haben. Hier findest du konkrete Hilfen, die dir helfen, toxische Gespräche im Moment zu erkennen und zu unterbrechen – egal, wie alt du bist oder wie erfahren.
1. 🛑 Frühwarnzeichen erkennen
Toxische Gespräche kündigen sich oft durch subtile Irritationen an. Achte auf:
- Dein Bauchgefühl sagt: „Irgendwas stimmt hier nicht.“
- Du wirst unterbrochen, obwohl du noch nicht fertig bist.
- Der Ton ist überheblich oder sarkastisch.
- Du beginnst dich zu rechtfertigen und/oder zu entschuldigen, obwohl du nichts falsch gemacht hast.
- Du spürst: Du wirst kleiner, stiller, vorsichtiger.
Alltagsbeispiel: Du willst ein Problem schildern, doch dein Gegenüber sagt: „Ja ja, das weiß ich alles – weiter.“
2. ⚠️ Drohungen erkennen
Drohungen in manipulativen Gesprächen tauchen in vielen Formen auf:
- „Wenn du das so siehst, kannst du gleich gehen.“
- „Das solltest du dir gut überlegen.“
- „Dann brauchst du dich nicht wundern, wenn…“
- „Ich kann dich nicht mehr schützen, wenn du so weitermachst.“
- „Die anderen sehen das auch so – du stehst allein da.“
- „Wenn du nicht einlenkst, dann werde ich…“
Wie sie wirken: Du wirst unter Druck gesetzt, emotional oder existenziell. Die Drohung macht dich klein, erzeugt Angst oder Schuld. Du traust dich nicht mehr, bei deiner Meinung zu bleiben.
Wie du sie erkennst:
- Du spürst Enge oder Stress, sobald etwas gesagt wird.
- Du denkst sofort: „Was passiert, wenn ich widerspreche?“
- Du fühlst dich emotional erpresst oder unter Zugzwang.
- Die Konsequenz klingt größer als der eigentliche Anlass.
- Du hast das Gefühl, dich sofort entscheiden oder unterwerfen zu müssen.
Was du tun kannst:
- Nenne die Drohung direkt: „Das klingt für mich wie eine Drohung.“
- Frag nach: „Was genau meinst du damit?“
- Sag Stopp: „Ich lasse mich nicht unter Druck setzen.“
- Notiere die Aussage wörtlich – für dein Protokoll.
- Verlasse das Gespräch, wenn nötig. Sicherheit geht vor.
Alltagsbeispiel: Jemand sagt: „Wenn du das so kommunizierst, riskierst du deinen Ruf.“ → Das ist kein Ratschlag. Das ist ein Einschüchterungsversuch.
3. 🗣️ Stopp-Sätze einsetzen
Wenn du merkst, dass ein Gespräch aus dem Ruder läuft, darfst du (!) stoppen. Hier ein paar bewährte Sätze:
- „Moment, das fühlt sich für mich gerade nicht nach einem offenen Gespräch an.“
- „Ich möchte das kurz zu Ende führen, bevor du reagierst.“
- „Das empfinde ich als übergriffig. Ich brauche einen Moment.“
- „So möchte ich gerade nicht angesprochen werden.“
- „Ich steige an dieser Stelle aus dem Gespräch aus.“
Alltagsbeispiel: Du wirst provoziert oder beleidigt – statt darauf einzugehen, sagst du: „Stopp. Das geht mir gerade zu weit.“
4. 🧘♂️ Innerlich handlungsfähig bleiben
Auch wenn du emotional getriggert bist – du kannst dich stabilisieren:
- Atme tief ein und aus – 4 Sekunden ein, 6 Sekunden aus.
- Stell beide Füße fest auf den Boden – spür deinen Körper.
- Sag dir innerlich: „Ich bin sicher. Ich bin klar. Ich darf Nein sagen.“
- Denk an einen Satz, der dich stärkt – z. B. „Ich darf gehen.“
- Stell dir vor, dein erwachsenes Ich nimmt dein inneres Kind in den Arm.
Alltagsbeispiel: Du fühlst dich klein oder hilflos – und erinnerst dich an deinen inneren Satz: „Ich muss mich nicht beweisen. Ich darf Grenzen setzen.“
5. 🗯️ Deine Wahrheit aussprechen
Auch wenn du unterbrochen wirst – du darfst zu Ende sprechen. Du darfst deine Sicht einbringen. Du darfst anderer Meinung sein. Du darfst sagen, wenn dir etwas weh tut.
- „Ich möchte das aussprechen, weil es mir wichtig ist.“
- „Das war meine Wahrnehmung – und die steht mir zu.“
- „Ich bin nicht einverstanden mit der Art, wie du gerade mit mir sprichst.“
- „Ich habe eine andere Perspektive. Ich möchte, dass du sie anhörst.“
- „Ich bin hier, um fair zu sprechen – nicht, um bewertet zu werden.“
Alltagsbeispiel: Jemand sagt: „Ach, jetzt übertreibst du aber.“ – Du antwortest: „Nein. Das ist meine Realität. Ich bitte dich, das zu respektieren.“
Was du danach tun solltest (nach so einem Gespräch)
Wenn du aus einem toxischen Gespräch kommst, fühlt es sich oft an, als wäre ein LKW über dich drübergerollt – emotional erschlagen, leer, verwirrt. Besonders, wenn du dieses Gespräch allein erlebt hast und niemand sonst bestätigen kann, was wirklich passiert ist. Genau dann ist es wichtig, dich innerlich zu sortieren, wieder handlungsfähig zu werden und deine Wahrheit festzuhalten.
Übrigens: Wenn du dich nach einem Gespräch innerlich leer und missverstanden fühlst, so prüfe genau ob es nicht ein toxisches Gespräch war. Denn Manipulatoren können eines immer ganz gut: Alles so darstellen, dass du dich selbst in Frage stellst und handlungsunfähig bleibst.
1. 📓 Gesprächsprotokoll erstellen – sofort und ehrlich
Schreib alles auf, was du noch weißt. Wortwörtlich, ungefiltert, auch wenn es durcheinander ist. Nimm dir Papier oder dein Handy und notiere:
- Was wurde gesagt? (Zitate so gut wie möglich)
- Was hast du geantwortet?
- Wie hat sich der Ton verändert?
- Wann hast du dich wie gefühlt?
- Gab es Körpersprache oder Mimik, die dich verunsichert hat?
Tipp: Schreib so, als würdest du einem engen Freund oder deiner späteren Version davon erzählen. Es geht um deine Erinnerung – nicht um Beweise für andere.
2. 🧩 Muster erkennen
Lies dein Protokoll durch – und achte auf Wiederholungen:
- Wurdest du häufig unterbrochen?
- Gab es Momente, in denen du dich geschämt hast?
- Hat dein Gegenüber dich oft lächerlich gemacht, provoziert oder herabgewürdigt?
- Gab es Schuldumkehr (du wurdest plötzlich zum Problem gemacht)?
- Hat sich das Gespräch angefühlt wie ein Test statt wie Hilfe?
Diese Muster sind wichtig – denn sie zeigen: Das war kein Coaching. Das war Kontrolle und/oder Manipulation.
3. 🤝 Hilfe suchen und Austausch finden
Du bist nicht allein. Und du bist nicht „zu sensibel“. Hol dir Rückmeldung:
- Rede mit jemandem, dem du vertraust – am besten mit emotionaler Reife (!)
- Nimm professionelle Hilfe in Anspruch (Coaching, Psychologe, Beratungsstelle)
- Tausch dich in Foren, Netzwerken oder auf Social Media mit anderen Betroffenen aus
- Hör Podcasts oder lies Bücher über emotionale Gewalt und Manipulation
Wichtig: Es geht nicht darum, Recht zu haben. Es geht darum, deine Realität wieder zurückzubekommen.
4. 🚪 Klare Grenzen ziehen
Du darfst Konsequenzen ziehen. Du musst keine weiteren Gespräche führen, um „es zu klären“. Du musst nicht verzeihen, nur weil andere sagen, du sollst.
Grenzen können so aussehen:
- Keine weiteren Treffen oder Gespräche – schon gar nicht alleine!
- Ein klares Nein, das nicht erklärt werden muss
- Das Beenden einer Zusammenarbeit
- Der bewusste Rückzug – auch wenn andere das nicht verstehen
Merksatz: Deine Grenze ist nicht unhöflich – sie ist deine Würde.
5. 💡 Für dich sorgen – nicht nur funktional
Dein Nervensystem braucht Entlastung. Tu Dinge, die dich stärken:
- Geh spazieren. Raus aus dem Kopf, rein in den Körper.
- Hör Musik, die dich beruhigt oder stärkt.
- Iss bewusst – kein Stressessen, sondern achtsam.
- Schreib dir selbst einen Brief: „Ich sehe dich. Du hast das gut gemacht.“
- Mach etwas Kreatives, auch wenn es nur Kritzeleien sind.
Denn: Was du erlebt hast, war kein banales Missverständnis. Es war ein Eingriff in dein inneres System. Du darfst dich neu sortieren – und du darfst stolz auf dich sein, dass du es erkannt hast.
Mein Fazit
Mein Fazit dieses Gesprächs? Wow. Ganz ehrlich: Nach diesem Gespräch hatte ich nur eines in mir – Verzweiflung. Aus einem klärenden, unterstützenden Beratungsgespräch mit einem selbsternannten Mentor oder Coach wurde eine emotionale Vergewaltigung. Anders kann ich es nicht nennen.
Das Gespräch fand auf keiner Augenhöhe statt. Es diente nicht den Interessen des Auftraggebers. Es war von der ersten bis zur letzten Minute manipulativ, irreführend und hatte nur einen Zweck: die Vorteile des Coaches und seines Schützlings zu sichern.
Ich musste dieses Gespräch mehrfach (!) in meinem Kopf und auf Papier wiederholen, aufarbeiten und darüber schlafen. Erst danach konnte ich den Auftraggeber informieren, was wirklich passiert war – und dass eine weitere Zusammenarbeit mit dem Coach und der betroffenen Führungskraft unter keinen Umständen mehr möglich war. Aus Selbstschutz. Und weil zu viele Grenzen überschritten wurden.
Der Auftraggeber? Er nahm das schockiert zur Kenntnis – und leitete seine Schritte ein.
Was ich gelernt habe:
- Es ist wichtig, den Mund aufzumachen.
- Es ist wichtig, Dinge beim Namen zu nennen.
- Und es ist überlebenswichtig, dass Menschen in solchen Machtpositionen – egal ob als Chef, Führungskraft, Coach oder Mentor – nicht mehr unbemerkt agieren dürfen.
Wer so mit anderen Menschen umgeht, darf keine Macht erlangen oder behalten. Sondern gehört in Verantwortung und zur Rechenschaft gezogen.
Wie ein gesundes Coachinggespräch aussehen sollte
Nach diesem Artikel fragen sich viele meiner Leserinnen und Leser: „Wie erkenne ich denn, ob ich in einem guten, respektvollen Coachinggespräch gelandet bin?“ – Eine verdammt wichtige Frage. Denn nur durch den Kontrast wird sichtbar, was gesund und hilfreich ist.
Hier habe ich einige Merkmale (auch aus eiegner Erfahrung und Erlebnissen heraus) gesammelt, wie ein echtes Mentoring- oder Coachinggespräch ablaufen sollte – und woran du erkennst, dass du in einem sicheren Raum bist:
✅ 1. Augenhöhe ist spürbar
- Du fühlst dich als gleichwertiger Mensch gesehen – zu jedem Zeitpunkt.
- Der Coach spricht nicht über dich, sondern mit dir.
- Du darfst deine Sicht schildern – ohne Angst vor Bewertung.
- Fragen dienen dem Verstehen, nicht dem Überführen.
- Es gibt kein „von oben herab“, sondern echtes Interesse.
✅ 2. Raum für deine Worte
- Du darfst immer ausreden.
- Du wirst nicht unterbrochen oder zurechtgewiesen.
- Deine Worte werden aufgenommen, nicht verdreht, z.B. „Habe ich das richtig verstanden, dass…“.
- Auch Emotionen sind erlaubt – ohne sie als Schwäche abzuwerten.
✅ 3. Es gibt keine versteckten Drohungen oder Tests
- Niemand versucht, dich zu provozieren, um „deine Reife zu testen“.
- Keine psychologischen Tricks, keine manipulativen Fragen.
- Kein Satz, der dich klein oder beschämt fühlen lässt.
✅ 4. Du gehst mit mehr Klarheit, nicht mehr Verwirrung
- Ein gutes Gespräch macht dich klarer – nicht kleiner.
- Du verlässt es mit dem Gefühl: „Ich wurde gehört. Ich bin okay.“
- Selbst wenn es unbequem war: Es war ehrlich, respektvoll und helfend.
✅ 5. Der Coach/ Mentor kennt seine Rolle
- Er oder sie weiß: „Ich bin nicht hier, um zu entwerten – sondern zu stärken.“
- Ein guter Coach triggert nicht blind – sondern begleitet bewusst.
- Grenzen werden respektiert. Und Empathie ist spürbar.
Wenn du all das fühlst, dann bist du in einem sicheren Hafen. Und du darfst vertrauen.
Einladung zum Austausch
Vielleicht hast du beim Lesen gemerkt: Da war ich auch schon. Vielleicht nicht exakt so – aber mit ähnlichem Gefühl. Sprachlos. Klein. Beschämt. Verwirrt. Wütend. Und irgendwie allein damit.
Dann möchte ich dir sagen: Du bist nicht allein. Und du bist nicht zu empfindlich.
Wenn du ähnliche Gespräche erlebt hast – mit Chefs, Coaches, Partnern, Kollegen oder auch in der Familie – dann sprich darüber. Teile deine Erfahrung. Schick mir gerne eine Nachricht oder schreib mir, was dich berührt hat. Denn wir brauchen mehr Austausch über diese Gespräche – die oft unter dem Radar laufen, aber tief verletzen.
📬 Ich freue mich über deine Nachricht – oder wenn du diesen Artikel mit Menschen teilst, die ihn vielleicht gerade brauchen.
Oder besuche meine Facebook-Gruppe: „Narzissmus – Opfer von narzisstischen Chefs und Coaches„. Dort findest du Menschen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben – und vielleicht genau das Verständnis, das du gerade brauchst.

